Stopp den Klimaschutz

Im Anfang war das Wort. Und das Wort war schon mal falsch. Klimaschutz. Alle reden von Klimaschutz und Klimarettung. Das ist doch Quatsch. Klima ist immer und es ist ihm egal, wo es gerade ist: in Zürich, Afrika oder sogar auf dem Mars, auch wenn es dort angenehm kühl werden kann. Das Einzige, was zu retten oder zu schützen wäre, sind die Menschen, Tier und Natur. Denen geht es an den Kragen, wenn das Klima sich ändert, nicht dem Klima.

Am schlimmsten ist das immer wärmer werdende Klima, welches aus Richtung Süden einwandert und sich in Europa festsetzt. Hier liegt es, statt zu arbeiten, auf der faulen Haut und uns auf der Tasche. Am besten wäre es, dieses tropische Klima schon an der europäischen Grenze zu stoppen und wieder zurück in die Herkunftsländer zu schicken. Italiens Regierung hat dementsprechende Bemühungen zurzeit wieder verstärkt.

Zum Glück kümmert sich auch die Schweizer Politik endlich ernsthaft um den Klimaschutz. Besonders lobend zu erwähnen sei an dieser Stelle der fleissige Roger Köppel, der auf seiner Ochsentour durch alle 162 Zürcher Gemeinden unermüdlich gegen die Klimadiktatur wettert. Ob heisse Luft allerdings ein probates Mittel dagegen ist, bleibt abzuwarten, ging doch der soeben vergangene Juli als heissester weltweit seit Messbeginn in die Geschichte ein.

Das Klima ist per Definition das statistische Durchschnittswetter, das in einer Region über Monate bis hin zu Tausenden von Jahren herrscht. Diese Umschreibung greift aber zu kurz, vernachlässigt sie doch etwa das frostige Klima, welches einem entgegenschlägt, wenn man in Zürichs öffentlichen Verkehrsmitteln höflich fragt, ob einer der drei von zehn Einkaufstaschen belegten Sitzplätzen eventuell noch frei wäre. Hier wäre eine zünftige Klimaerwärmung durchaus wünschenswert.

Vielleicht wäre der Welt gedient, wenn aus dem Wort «Klimaschutz» «Menschenschutz» würde. Worte machen Einstellungen. Und Einstellungen lösen Verhaltensänderungen aus. Wer fährt schon von der Goldküste mit dem SUV auf den Bürkliplatzmarkt, um einen Bund Bio-Rüebli zu kaufen, wenn er damit den Menschenschutz gefährdet. Wer steigt unter diesem Verdacht in ein Flugzeug nach Mallorca, um eine Woche lang überflüssigerweise Party zu machen?

Das richtige «Wording», wie wir in der Werbung sagen, kann einen Erfolg zwar nicht garantieren, aber das falsche ist auf alle Fälle ein Hindernis. Klimaschutz klingt immer noch zu unernst, zu wenig spektakulär. Dabei ist er von existentieller Relevanz. Aber das muss sich noch viel stärker rumsprechen. Vielleicht mit anderen Worten. Darum hört alle endlich mal auf, von Klimaschutz zu sprechen. Das Klima muss nicht geschützt werden. Sprecht von Menschen-, Tier- und Naturschutz.

Und noch was: Ich finde eure Klimastreiks am Freitag ja sinnvoll und toll. Warum weitet ihr das nicht aus und streikt auch noch zusätzlich wegen anderer Gefahren? Die Gefahr eines Atomkriegs beispielsweise ist nicht zu unterschätzen. Es wäre also sinnvoll, wenn ihr auch am Donnerstag nicht mehr zur Schule geht. Und zwar so lange, bis alle Atomraketen in Russland, Amerika, Frankreich, China, Grossbritannien, Pakistan, Indien, Nordkorea und Israel vernichtet sind.

Am Mittwoch könntet ihr zuhause bleiben, bis kein Mensch mehr aus seiner Heimat flüchten muss, am Dienstag geht ihr wegen allen sozialen Ungerechtigkeiten in der Schweiz nicht zur Schule. Montag wäre ein guter Tag, um gegen die steigenden Mieten zu Hause zu bleiben, bis sie sinken. Die freistehenden Schulen könnte man dann zu Mietshäusern umbauen. In diese Wohnungen dürften Menschen guten Willens einziehen. Und sie müssten auf eine Klimaanlage verzichten.

Stefan Ehrler, 55, ist Werbetexter und Mitinhaber der Werbeagentur ForsterEhrler in Engelswilen im schönen Kanton Thurgau. Er macht hauptsächlich Werbung für den öffentlichen Verkehr. Ausser montags – da arbeitet er nie.

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